Neulich stolperte ich beim Zeitunglesen über diesen Titel (Bote der Urschweiz, 3.April 2019). Bildschirmfrei ist das neue Bio?!

Zeitungsartikel Bote der Urschweiz

 

 

Zeitungsartikel Bote der Urschweiz

So begann ich zu lesen: „Die Zeiten des Frontalunterrichts sollen bald der Vergangenheit angehören. Zumindest, wenn es nach dem Willen vieler Bildungsminister geht. In den Industrienationen werden Milliarden in die Digitalisierung von Bildung gesteckt.“
Soweit nichts Neues, dachte ich. Doch dann: „Doch ausgerechnet im Silicon Valley, wo die digitalen Lernwerkzeuge entwickelt werden und die Bildungsrevolution ausgerufen wird, findet ein Umdenken statt. Mitarbeiter grosser Tech-Konzerne wie Google, Apple und Yahoo schicken ihre Kinder vermehrt an Schulen, die auf eine technologiefreie Lernumgebung setzen.“

Und warum? Die Programmierer und Unternehmer sorgen sich, dass die digitalen Technologien die Konzentrationsfähigkeit und Entwicklung ihrer Kinder nachhaltig beeinträchtigen könnten. Anscheinend habe schon der ehemalige Apple-Chef Steven Jobs seinen Kindern verboten, das neue iPad zu benutzen! Und Jobs erzog seine Kinder technikfrei – zumindest was die Nutzung von Hightech-Geräten betraf.

Buchcover ICHLING, Stephan Valentin

Bereits 2012 schrieb der Psychologe Stephan Valentin in seinem Buch „ICHLINGE – Warum unsere Kinder keine Teamplayer sind“, dass der Einsatz von Computern in der Grundschule nicht sinnvoll, und selbst in der Sekundarstufe 1 möglicherweise eher schädlich als günstig sei. Zudem zitiert er den Direktor der psychiatrischen Universitätsklinik Ulm, Manfred Spitzer der sagt: „Ganz kleine Kinder, etwa bis zum zweiten oder dritten Geburtstag, können von Bildschirmmedien gar nichts lernen.“

Buchcover: Analog ist das neue Bio, Andre Wilkens

Der Zeitungsartikel verweist auch noch auf den Politikwissenschafter Andre Wilkens der in seinem 2015 erschienen Buch „Analog ist das neue Bio“ darauf hinweist, dass sich zwischen denjenigen, die es sich leisten können nicht mehr digital zu sein und den andern eine neue „Digitale Schere“ öffnet. Es ist also nicht damit getan, den Kindern einen iPad in die Hand zu geben, um eine Ungleichheit in der Gesellschaft zu beseitigen.

Es stellt sich also die Frage, ob wir es uns noch leisten können, analog zu sein und dies unsern Kindern vorleben. Denn Kinder lernen ganz viel durch Abschauen – auch gerade beim Medienverhalten.
Praktische und wertvolle Tipps, wie Eltern die Medienerziehung gestalten können, gibt es bei der Projuventute.