„Die Töchter sind ihr Geschäft“ titelte das Migros Magazin Nr. 23 vom 3. Juni 2019 ihre Story um Influencer-Mütter. Portraitiert wird die 41 jährige Elena Habicher, Mutter von zwei Mädchen. Die sogenannte „Mikro-Influencerin“ mit „lediglich“ 13’000 Followern hat es bereits nach zwei Jahren geschafft, dass mehr als 60 Firmen mit ihr Werbedeals abgeschlossen haben.
So lässt sie ihre Kinder mit gesponserten Spielsachen spielen – natürlich vor der Kamera, oder sie testet Ausflüge und Hotels, „instagrammable“ in Szene gesetzt. «Bezahlte Trips sind nicht nur spassig, sondern auch anstrengend. Für mich, weil ich nach Motiven Ausschau halten muss, und für die Kinder, weil sie nicht immer Geduld haben, bis ich mit dem Fotografieren fertig bin.» Da frage ich mich als Vater von zwei kleinen Jungs, wie entspannt das Ganze für die Familie sei, und wie sehr man als Familie so einen Ausflug überhaupt noch geniessen kann. Bei uns werden die Kids manchmal schon ungeduldig, wenn ich einen inszenierten Schnappschuss für den Familienchat schiessen will. Das Ganze muss doch gut aussehen, so dass die andern schon etwas eifersüchtig werden 🙂
Weichgespülte Welt
Es ist eine weichgespülte Welt, die der Wohlfühl-Social-Media-Kanal Instagram zeigt. Möglichst «instagrammable», also ästhetisch in Szene gesetzt, sollen die geposteten Fotos sein. Und hier liegt doch genau das Problem: Es wird eine heile Welt vermittelt, die perfekte Familienharmonie. Und diese Scheinwelt wird dann als echt vermarktet. Doch wie viel haben solche inszenierten Momente mit strahlendem Lächeln wirklich mit unserem Familienalltag zu tun?! Lügen wir uns da nicht alle etwas vor – ob Influencer oder ganz privat im Familienchat oder in den Sozialen Medien?!
Und so ganz nebenbei: Lehren wir so nicht auch ein Stück weit unsere Kinder, das „Spiel“ mit den Masken?! Kinder lernen schnell, wo sie wie sein müssen und was sie sagen dürfen, um angenommen zu sein und Anerkennung zu kriegen. Vielleicht müssen wir uns selber kritisch fragen, ob wir so unsere Kinder einen guten Umgang mit Anerkennung, mit Sozialen Medien und Likes lehren? Und ob wir uns von vielen Likes und inszenierten Fotos beeinflussen und prägen lassen wollen. Denn nicht alles was „instagrammable“ ist, ist auch lebenstauglich!