Wenn Menschen dem Glauben entwachsen, dann bleibt meist nur eine leere Hülle zurück. Gerade so, wie ein Schmetterling den Kokon und das Leben als Raupe zurücklässt. Doch, wie kommt es dazu?

Kinder entdecken den Glauben

Luisa hat als Kind die biblischen Geschichten geliebt. Noah, der mit den vielen Tieren in der Arche die Sintflut überlebt. Mose, der mit dem Volk durchs Meer zieht und den Soldaten des Pharaos entkommt. Oder Jona, der vom Fisch verschluckt wird, weil er nicht auf Gott hören wollte. Solche verrückten Sachen wollte sie auch erleben. Oder noch besser, mit Jesus selber durch das Land ziehen und miterleben, wie er kranke Menschen gesund macht. Oder wie Jesus mit zwei Fischen und fünf Broten eine Mahlzeit für mehr als 5’000 Menschen zubereitet. All die Geschichten haben ihr Mut gemacht, diesem liebenden Gott zu vertrauen.

 

Menschen entwickeln sich

Luisa wurde älter und in der Schule lernte sie die Komplexität der Welt zu sehen. Sie begriff, dass nicht immer alles so einfach zusammenhängt wie sie es geglaubt hat. Als Ihre Oma krank wurde, begann sich vieles zu verändern. Sie betete täglich zusammen mit ihrer Mutter am Krankenbett, damit ihre Oma wieder gesund werde. Aber von Tag zu Tag ging es ihr schlechter, trotz ihren Gebeten. Eines Tages sagte der Arzt zur Mutter, dass die Oma wahrscheinlich die Nacht nicht überleben werde. In ihrer Ohnmacht konnte die Mutter Luisa nicht die Wahrheit sagen. Statt dessen beteten sie wieder zusammen, dass Gott doch ein Wunder tue, und Oma gesund werde. Doch am nächsten Morgen war die Oma tot und auch Luisas Glaube an einen liebenden Gott starb. Warum sollte sie noch beten, wenn Gott doch nicht zuhört? Und wozu all die Wundergeschichten, wenn sie keine Wunder erlebt. Ihr kamen diese Geschichten, die sie als Kind gehört hatte, wie Märchen vor, denen sie entwachsen war. Aber mit ihrem Leben hatte das nichts mehr zu tun.

 

Mut zur Realität

Der Religionspädagoge Albert Biesinger ermutigt in seinem Buch „Kinder nicht um Gott betrügen„, den Kindern nicht das Bild eines „Zuckerwatte-Jesus“ zu vermitteln. Er meint damit, dass ein Gott der lieb ist, aber wenn es im Leben schwierig und traurig wird, für das Kind (und die Erwachsenen) offenbar keine Bedeutung mehr hat. Jesus „zaubert“ eben für das Kind nicht die tote Oma zurück.
„Auch in Gebeten kann ein solcher Eindruck entstehen, dass es ein Leben ohne Leid geben könnte. Bissiger schreibt weiter: „Gott ist nicht nur da, wenn es uns gut geht. Gott ist gerade in der Dunkelheit des Lebens, wenn wir ihn wegen den Tränen in unseren Augen nicht mehr sehen, da.

Weihnachten und Ostern, die grossen Feste im Kirchenjahr erinnern uns daran, dass Gott nicht fern ist, sondern bei den Menschen. Mitten im Leid. Er nimmt nicht alles weg, aber er hält mit uns aus.
Zurück zu Luisa. Ihre Mutter hätte damals am Krankenbett besser der Realität ins Auge geschaut und Luisa auf das Sterben vorbereitet. „Lieber Gott, die Oma hat grosse Schmerzen. Sie wird bald sterben. Lass sie nicht allein. Tröste du sie und hilf uns, wenn wir traurig sind.“ Ein solches Gebet nimmt die Sorgen und die Realität ernst. Und es nimmt Gott ernst, der mit uns durch die dunkeln Stunden des Lebens gehen will.

 

Und wenn ich entwachsen bin?

Das Beispiel von Luisa zeigt uns, wie wir den Glauben unseren Kindern vorleben können, dass er die Kinder und das Leben ernst nimmt und mit den Kindern „mit-wächst“. Doch was ist, wenn ich im erwachsenen Alter als Vater oder Mutter an dem Punkt stehe, wo ich gar nicht mehr glauben kann und meine Kinder nach Gott, Leben und Tod fragen? Wie gebe ich Antworten, wenn ich doch nur Fragen habe? Biesinger rät in seinem Buch: „Es ist wichtig, dass wir uns auch im Bereich der religiösen Erziehung von manchen eigenen negativen Erfahrungen ablösen und eine entsprechende neue Qualität mit unseren Kindern finden.“ Oder anders gesagt: Zusammen mit den Kindern ganz neu und vorbehaltlos den Glauben entdecken. Dazu lädt, zum Beispiel, die Advents-EntdeckerBox ein!