„Mama ist die Beste! Weshalb viele Frauen das familiäre Revier beherrschen“ titelt Margrit Stamm, emeritierte Professorin für Pädagogische Psychologie der Uni Freiburg, ihren Blog. Worum geht es: Um Mütter, die wie Türsteher ihrem Partner die Türe öffnen, blockieren oder gar verschliessen, wenn es um die Kinder, Erziehung und den Haushalt geht. Und um Väter, die an einer „erlernten Hilflosigkeit“ leiden, weil sie nie den Ansprüchen ihrer Partnerin genügen können.
Laut einer ihrer Studien wünscht sich jede dritte Frau keinen Mann, der zuhause im Haushalt und mit den Kindern vollen Einsatz gibt. Solche Mütter fühlen sich für das Wohlergehen der Kinder alleine verantwortlich.
Es gibt sie absolut, die Situationen in den ersten Lebensmonaten, wo nur die Mutter helfen kann. Denn bei aller Gleichberechtigung können Männer nicht stillen. Bei unserem ersten Kind konnte meine Frau nicht stillen und somit war ich oft mit dem Schoppen im Einsatz. Ganz anders bei unserem zweiten Kind, das hat ab der Brust getrunken und so war es vor allem meine Frau, die es in den ersten sechs Monaten betreut hat.
Der dänische Familientherapeut Jesper Juul schreibt in seinem Buch „Das Familienhaus“ Folgendes: „Seit vielen Jahren schon empfehle ich den Müttern, für mindestens eine Woche zu verreisen, wenn das Kind zehn bis 14 Monate alt ist. Dadurch erhalten die Väter die Chance, rund um die Uhr mit dem Kind zusammen zu sein. Als mein Sohn anderthalb Jahre alt war bin ich ganztägig zu Hause geblieben, während meine Frau studiert hat. Ich trug die Verantwortung und war nicht nur ein zeitweiliger Aufpasser. Ich glaube, dass Mütter sich selbst und dem Kind einen Gefallen tun, wenn sie dem Vater die Möglichkeit geben, sich auszuprobieren. Damit bekommen sie einen richtigen Partner anstatt eine Person, die sie hin und wieder entlastet.“ (S 59)
Ich kann diese Empfehlung von Juul nur bestätigen! Im November 2015 ist meine Frau wieder in den Beruf eingestiegen und inzwischen arbeitet sie sogar bedeutend mehr auswärts als ich. Anfänglich bin ich schon etwas geschwommen, doch man lernt schnell dazu. Und die Kinder selber sind einem gute Lehrmeister.
Ich bin überzeugt, dass es sowohl für die Kinder, wie für die Eltern und besonders auch für die Paarbeziehung ein Gewinn ist, wenn sich die Eltern die Erwerbs- und Kinderbetreuung teilen. Vielen Männern ist es leider nach wie vor nicht möglich, im Beruf zu reduzieren. Das ist aus meiner Sicht mindestens so diskriminierend, wie dass Frauen weniger verdienen als Männer.