Die Sendung “Rendez-vous” vom 15. Mai 2019 des Schweizer Radio SRF 1 machte Gewalt an Schulen zum Thema. Laut dem Beitrag häuften sich solche Vorfälle in den Schulen. Beat Zemp, Präsident des Lehrer-Dachverbandes in der Schweiz sagt im Interview, dass Angriffe auf Lehrpersonen vor 15 Jahren noch eine absolute Ausnahme waren, dies aber in letzter Zeit gehäuft vorkomme.

Eine Frage des Respekts

Einerseits ortet er das Problem in den Familien: “Zum einen gibt es problematische familiäre Verhältnisse, bei denen den Kindern keine Grenzen gesetzt werden und die Kinder keinen Respekt gegenüber den Eltern haben. Das setzt sich dann in der Schule fort.”
Da sind wir als Eltern mit unserem Vorbild gefragt. Bei den Kindern Grenzen einfordern ist ja eines, aber halten wir uns auch an die Grenzen? An die eigenen, die wir den Kindern stellen, an die Grenzen der Gesellschaft, an die Grenzen von Anstand und Moral?! Und wie zeigt sich unser Respekt gegenüber andern Menschen? Wie schnell ertappe ich mich selber, wie ich respektlos über andere Menschen rede, nur weil sie mich gerade aufregen. Meine Eltern haben die Fehler anderer immer “entschuldigt” und “schön geredet”, was mich als Kind oft geärgert hat. Ich versuche jeweils, über die Fehler der andern mit den Kindern ins Gespräch über die eigenen Fehler und Defizite zu kommen. Denn als selbst Betroffener versteht man den andern besser und wird ihm gegenüber auch gnädiger.

Gesellschaftlicher Trend

Zemp ortet das Problem mit der Gewalt gegen Lehrer aber auch in einer gesellschaftlichen Entwicklung: “Zum anderen, das macht mir mehr Sorgen, ist das Thema Aggression in unserer Gesellschaft positiv konnotiert.” Zemp erklärt diese positive Haltung zur Gewalt am Beispiel von Sport und Wirtschaft. “Denken Sie an den Sport: Wenn ein Fussballverein verliert, ist er zu wenig aggressiv gegen den Gegner aufgetreten. Auch in der Wirtschaft muss man aggressiv am Markt auftreten.”  Aber er sieht auch, dass in Filmen und im Internet Gewalt permanent vorhanden ist und so uns, aber vor allem auch die Kinder prägt.
Gewalt zeigt sich aber auch besonders in unserer Sprache. Und da staune ich oftmals nicht schlecht, wie der Umgang zwischen Kindern schon im Kindergarten ist. Was da für Wörter mit nach Hause kommen ist erschütternd!

Es lohnt sich mal zu überlegen, wie wir, gerade auch als Familien, dieser Entwicklung in Gesellschaft und Schule etwas entgegenhalten können.