Die Politik hat sich zu einem zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub durchgerungen. Ganz freiwillig ist dieses Zugeständnis wohl nicht, denn die Initiative für vier Wochen Vaterschaftsurlaub setzte wohl genügend Druck auf und es scheint, als ob dieses Anliegen von der Stimmbevölkerung mitgetragen wird.

In der Samstagsrundschau von Radio SRF1 nahm Valentin Vogt, Präsident des Arbeitgeberverbandes, Stellung dazu. Dass neue Gesetze und Sozialleistungen von Unternehmen nicht mit Jubel angenommen werden ist ja verständlich. Interessant an dem Gespräch war, wie aus meiner Sicht einmal mehr sehr deutlich wurde, wie einseitig die Diskussion über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geführt wird. So ortet Vogt den Handlungsbedarf nicht beim Vaterschaftsurlaub oder gar beim Elternurlaub, welcher nun auch gefordert wird, sondern bei der Tagesstruktur an Schulen, was er als die letzte Meile der Gleichberechtigung bezeichnet.
In einem Punkt hat er wohl recht: Der Vaterschaftsurlaub hilft kaum, Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Doch wenn der Vaterschaftsurlaub lediglich dazu dient, dass beide Eltern wieder schneller im Arbeitsprozess sind, dann hat er das Ziel total verfehlt.

Noch deutlicher wird die Einseitigkeit bei Philippe Gnaegi, Direktor von Pro Familia. In einem Artikel im Elternmagazin Fritz und Fränzi geht er auf eine Studie ein, die “Pro Familia” in Auftrag gegeben hat. Die Studie untersucht das Verhältnis von “Kinderbetreungsangebote und Erwerbsquote von Müttern”. Schon nur dieser Ausgangspunkt macht deutlich, dass es lediglich darum geht, dass Frauen erwerbstätig werden.
Er schreibt: “Aus volkswirtschaftlicher Betrachtung wird der Produktions- und Einkommensverlust auf 800 Millionen Franken jährlich geschätzt. Dieser Verlust könnte durch verbesserte Kinderbetreuungsmöglichkeiten ausserhalb der Familie weitgehend vermieden werden. Und weiter: “So würde ein um 30 Prozent erhöhtes Angebot an Kinderbetreuungsplätzen (plus 18.000 Plätze in Kindertagesstätten) zu jährlichen Betriebskosten von rund 500 Millionen Franken führen, von denen ein Drittel (166 Millionen) von der öffentlichen Hand getragen würde. Die Steuereinnahmen, welche durch die Zunahme der beruflichen Tätigkeit der Mütter (rund 250 Millionen) generiert werden könnten, würden jedoch die Ausgaben der öffentlichen Hand übersteigen. Kurz gesagt: Der Staat würde mit dieser Investition sogar einen Gewinn machen.”

Fazit: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat zum Ziel, dass die Wirtschaft mehr produziert, der Bund mehr Steuern einnimmt und die Familien mehr Geld haben, welches sie wiederum in die Wirtschaft investieren könnten. Und wo bleiben da die Bedürfnisse der Familie? Einseitiger geht wohl nicht mehr.