Recht auf Gehör

“Seit 20 Jahren betreibt Pro Juventute das Sorgentelefon 147. Ein Mittel zur konkreten Umsetzung des in der UNO-Kinderrechtskonvention verankerten Rechts auf Gehör.” Das wird in der Herbstausgabe des Spendemagazins FUTURA der Pro Juventute berichtet. Täglich nutzen rund 350 Jugendliche das Angebot. So ergaben sich in den vergangenen 20 Jahren zwischen 2 und 4 Millionen Kontakte!

Alles in allem also eine super Sache, die auch im Alltag der Kinder gefragt und hilfreich ist. Was mich aber etwas nachdenklich stimmt, ist eine Entwicklung, die das Sorgentelefon bei den Anfragen erlebt.
So heisst es weiter: “In den Anfangszeiten stand der Schutz des Kindes im Zentrum. (…) Aktuell berichten viele Ratsuchende von einer gefühlten Einsamkeit. Wenn sich ihr Gegenüber parallel auch mit zahlreichen Facebook-Freunden unterhält oder auf Instagram und WhatsApp aktiv ist, kommen kaum mehr  Zwiegespräche zustande. Das führt dazu, dass sich viele nicht mehr gehört fühlen, (…) und die schliesslich die Nummer 147 wählen, weil sie nach ungeteilter Aufmerksamkeit suchen.”

Technischer Fortschritt – analoger Rückschritt?

Blickt man sich um, sind viele mit ihrem Handy beschäftigt. Aber trotz, oder vielleicht gerade wegen all den Sozialen Medien und technischen Möglichkeiten, die Kinder und Jugendlichen fühlen sich einsam. Und viele Erwachsene auch. Es wird heute mehr mitgeteilt, oder einfach geteilt. Damit hat aber noch niemand zugehört oder gar nachgefragt.

Der technische Fortschritt hat leider nicht dazu geführt, dass wir mehr Zeit für das was wichtig ist haben, sondern dass wir einfach mehr machen können. Und am Schluss werden wir mit Nachrichten so überflutet, dass wir sie kaum mehr verarbeiten können. Unsere Art der Verarbeitung besteht im “liken”, im “teilen” und im “scrollen”. Einfach gesagt, es wird mit dem Daumen kommuniziert.

Diese Entwicklung sollte uns hellhörig machen. Und es ist gut, wenn wir uns wieder bewusst werden, dass Kinder ein Recht auf Gehör haben! Es ist sicher gut, unseren Ohren wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Und vor allem für unsere Kinder, aber auch für alle unsere nächsten Mitmenschen ungeteilt zur Verfügung zu stehen.

Nimm dir doch heute etwas Zeit, jemandem zuzuhören, statt bloss zu kommunizieren!