Als Gott den Urknall schuf. Letztes Jahr hat die Katechetische Arbeitsstelle des Kanton Schwyz eine Weiterbildung unter diesem Titel angeboten. Dieser Titel brachte mich zum Schmunzeln. Doch eigentlich bringt der Titel “Als Gott den Urknall schuf” den Kern der Streitfrage auf den Punkt: Schöpfungsglaube oder Evolutionstheorie, rückständig oder wissenschaftlich, Glauben oder Fakten.

Die Streitfrage

In seinem Buch “Das Recht des Kindes auf Religion” geht der Religionspädagoge Friedrich Schweitzer auch auf diese Frage ein. Viele Eltern haben selber die Erfahrungen gemacht, dass in ihrer Biografie beim Übergang von der Kindheit ins Jugendalter ein schmerzhafter Konflikt auftrat. Ihr Kinderglaube, gemäss welchem Gott die Welt “gemacht” hat, wurde durch naturwissenschaftliche Welterklärungen hinterfragt. Unter diesen Umständen war es nicht einfach, an ihrem Glauben festzuhalten, denn die wissenschaftlichen Argumente schienen logischer. Und oft taucht dann die Grundsatzfrage auf, gehören die Geschichten von Gott generell in die “Märchenphase” der Kindheit oder haben sie auf dem Weg des Erwachsenwerden weiterhin eine Bedeutung? Der Bestsellerautor Richard Dawkins geht in seinem Buch “Der Gotteswahn” sogar so weit zu behaupten, dass wir heute einen Schöpfergott nicht mehr bräuchten. Im Gegenteil, ein solcher Glaube hindert uns, die Welt wirklich zu verstehen.

Lösungsansatz

Dem entgegnet Schweitzer, dass der Schöpferglaube den Erkenntnissen der Evolutionstheorie nicht widersprechen müsse. “Die Schöpfungserzählungen wollen keine naturwissenschaftliche Welterklärung bieten. Sie beschreiben vielmehr den von Gott als dem Schöpfer der Welt gewollten Lebenszusammenhang. (…) Der Schöpfungsglaube fragt nicht nach den innerweltlichen Ursachen, sondern danach, wie Gott zu dieser Welt steht und was dies für die Welt bedeutet.” (S.29)
Eltern, die ihren Kindern den Zugang zu unserer Welt mit dem Schöpfungsglauben erklären, schaffen einen Zugang zum Geheimnisvollen und Unerklärlichen. Und sie zeigen auf, dass jeder Mensch und jedes Lebewesen wertvoll ist, weil Gott es gewollt und gemacht hat. Der christliche Glaube verdeutlicht zudem mit der Erzählung, dass der Mensch ein Abbild Gottes ist, die unantastbare Würde jedes Menschen. Buchcover: Das Recht des Kindes auf Religion

Wir erweisen unseren Kindern einen Bärendienst, wenn wir ihnen die Spannung zwischen Schöpferglaube und Naturwissenschaft zugunsten einer Seite auflösen. In der heutigen Zeit ist es für Kinder und Jugendliche kein Problem, verschiedene Wahrheiten nebeneinander stehen zu lassen und als wahr anzusehen. “Zum Problem werden diese Fragen zumeist allerdings noch nicht in der Kindheit, wohl aber dann im Übergang zum Jugendalter. Die Jugendlichen sollten dann nicht den Eindruck haben, dass ihnen hier etwas verschwiegen worden sei. Ehrlichkeit und Offenheit sind zentrale Massstäbe einer zeitgemässen religiösen Erziehung!” (S.30)

Es bleibt eine Glaubensfrage

Die Naturwissenschaft kann viel erklären, aber das Geheimnis des Lebens wurde bis jetzt nicht gelüftet. Die Aussage “als Gott den Urknall schuf” macht deutlich, hinter allen Naturphänomenen steht ein Gott. Selbst wenn der Schöpfungsbericht keine abschliessende Erklärung gibt wie die Welt (biologisch) entstanden ist, gibt es doch die Gewissheit, dass unser Leben nicht Zufall ist. Dass da ein Gott ist, der daran interessiert ist, dass es seinen Geschöpfen gut geht.