Sich für Frieden einsetzen, das ist ein ehrenvolles Ziel. Dem Frieden nachjagen, das ist aber schon anspruchsvoller.
1981 hat die UNO den 21. September zum Weltfriedenstag erklärt. Bereits seit 1919, im Nachgang des 1. Weltkrieges, wird in Deutschland am 1. August dem Kriegsende und dem Frieden gedacht. “Nie wieder Krieg” lautete das Motto dieser Bewegung. Doch Frieden ist mehr, als kein Krieg. Und obwohl viele Friedensbemühungen stattfinden, ist Frieden in der Welt nicht greifbar. Papst Franziskus schrieb neulich: «Leider müssen wir feststellen, dass die Welt auch heute noch von einem Klima des Krieges und gegenseitiger Gewalt geprägt ist.»

Frieden – was ist das?

Doch was verstehen wir eigentlich unter dem Wort Frieden? Wikipedia schreibt dazu: “Frieden ist allgemein definiert als ein heilsamer Zustand der Stille oder Ruhe, als die Abwesenheit von Störung und besonders von Krieg.” Der biblische Begriff für Friede, auf hebräisch Shalom, meint aber weit mehr als nur die Abwesenheit von Störungen. Shalom ist ein Begriff der Beziehung; er bezeichnet das Verhältnis verschiedener Personen und auch die Beziehung zwischen Menschen und Gott. Die Bibel macht auch klar, dass die Menschen dauerhaften Frieden nicht selber schaffen können. Frieden ist vielmehr ein Geschenk, eine Gabe Gottes. Und trotzdem, oder gerade deswegen ist Frieden nicht nur etwas, das uns nur zufällt. König David fordert in Psalm 34 auf: “Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!”

Dem Frieden nachjagen

Gutes tun ist eine Seite. Doch was ist, wenn mir jemand etwas zuleide tut oder im dümmsten Fall, wenn ich Verursacher von Missstimmung, Enttäuschung und Streit bin? Von Kindern erwarten wir, dass sie sich für Dummheiten entschuldigen. Doch wie sieht es bei uns Erwachsenen aus? Die Fehlerkultur ist bei uns nicht stark ausgeprägt. Medien verursachen gerne eine Hexenjagd auf Fehler. Kommt dann ein Fehler oder Versagen ans Licht, wird ein Chef oder Abteilungsleiter auf die Strasse gestellt und damit ist die Sache erledigt. Doch damit wird einfach das Problem unter den Teppich gekehrt. Frieden entsteht so nicht.

Wollen wir dem Frieden nachjagen, so geben uns die Worte Jesus einen Anhaltspunkt: Wir sollen nicht einmal, nicht zweimal oder dreimal vergeben, wir sollen siebzig mal sieben mal vergeben. Wohlgemerkt, auf die genaue Zahl kommt es nicht an. Sondern auf die Haltung: Dass wir uns entschuldigen und dass wir einander vergeben. “Vergib uns unsere Schuld,” lehrt uns Jesus beten, “wie auch wir vergeben unsern Schuldigern”. Es muss uns bewusst sein, für Frieden braucht es beides: Sich vergeben lassen und den anderen vergeben.

Shalom

In Israel grüsst man sich mit “Shalom”. Man wünscht sich Frieden. Aber mit diesem Gruss drückt man auch die Frage aus: “Ist zwischen uns Frieden? Oder gibt es noch etwas, das unserer Beziehung im Weg steht?” Frieden  ist ein Beziehungsbegriff, das muss uns immer wieder neu klar werden. Frieden auf dieser Welt kann es nur geben, wenn unsere Beziehungen von Frieden geprägt sind. Doch heute scheint es gerade im Trend zu liegen, dass man Beziehungen, die angeschlagen sind verbal noch mehr destabilisiert. Die Art und Weise wie gerade die Mächtigen dieser Welt kommunizieren fördert das friedliche Miteinander nicht. Frieden fängt also schon bei meinen Worten an!

Zum Weltfriedenstag muss nicht gleich jeder ein/e Konfliktberater*in werden. Doch ich kann mir überlegen, welcher Beziehung täte ein Schritt hin zum Frieden gut, und wie sähe ein solcher Schritt aus. Frieden fängt im Kleinen, aber konkret an!