Dieses Jahr könnte man meinen, Weihnachten steht Kopf. Nichts scheint zu sein wie immer. Die Unsicherheit, was möglich ist und was verboten wird, ist mit Händen zu greifen. Kein Familienfest, oder dann nur in ganz kleinem Rahmen. Das Fest der Liebe und der Familie scheint aus den Fugen zu geraten. Alles aussergewöhnlich.

 

Wie weihnächtlich ist Weihnachten

Mal ganz ehrlich, so unter uns: Wie weihnächtlich ist Weihnachten eigentlich noch? Ich meine, nicht jetzt während Corona. Ich meine, als noch “alles in Ordnung war”. Da ist doch zum einen ein unglaublicher Kommerz um Weihnachten. DAS Geschäft des Jahres, um das nun während Corona gebangt wird. Oder denken wir an all den Kitsch. Glitzer, Glanz und Gloria. Und nicht zu vergessen, all der Stress, weil es DAS Fest der Familie ist. Alles perfekt, nur die Kinder und die Schwiegermutter, der schwierige Onkel und die mühsamen Tanten machen bei dieser heilen Welt nicht mit. Wie jedes Jahr, ist es zum verzweifeln. Oder hat Corona wenigsten da etwas Gutes? Und wehe, es gibt mal etwas anderes zum Essen als die letzten 1000 Jahre, da ist das Weihnachtsfest gelaufen. Ja, Weihnachten kann ganz schön anstrengend sein. Da kann es ohne weiteres vorkommen, dass die andächtige Stimmung im Stall, zwischen Esel und Ochs, glattwegs verdorben wird.

 

Weihnächtliche Realität

Doch Moment mal, um was geht es eigentlich an Weihnachten? Kennen wir die harte Realität der Weihnachtsgeschichte noch, oder kennen wir nur die zuckersüsse Version der “Heilen Welt”? Beginnen wir mit Josef: Seine Verlobte schwanger – ohne sein Mitwirken. Zur damaligen Zeit unvorstellbar. Vertrauen kaputt, Hoffnung verloren. Und dann spielt diese Tragödie in einer Zeit, die ebenfalls total unsicher war. Der Kaiser will Geld. Der Kaiser demonstriert seine Macht. Menschen werden durchs ganze Land getrieben, um sich in Steuerlisten einzuschreiben. Da wird nicht mal auf die Risikogruppen Rücksicht genommen, arme Maria.
Die Zukunftsaussichten waren alles andere als rosig. Das Konjunkturbarometer der KOF zeigt steil nach unten. Die Unsicherheit ist mit Händen zu greifen. Was kommt da auf uns zu?
Maria hochschwanger. Mit dem störrischen Esel, bei grösster Hitze zotteln sie quer durchs Land. Mehrere Tage unterwegs. Ja genau, da kommt so richtig Weihnachtsstimmung auf. Und zu guter letzt, in Betlehem kein Platz. Das junge Paar steht da ohne Unterschlupf und zu allem Übel meldet sich die Geburt an. Der romantische Stall war wahrscheinlich eine Höhle oder ein offener Unterstand. Jedenfalls nicht so kuschelig wie die schönen Krippen in unseren Stuben.

 

Und die Welt steht Kopf

Mitten in diese katastrophalen Umstände hinein wird der kleine Jesus geboren. Obwohl es eigentlich keinen Platz für ihn auf dieser Welt hatte, wird er geboren. Da sind keine Grosseltern oder Geschwister da, die die Ankunft feiern, geschweige auf ihn warten. Die Familie kann froh sein, wenigsten ein Dach über dem Kopf zu haben. Ein paar lausige Hirten, der Pöbel der damaligen Zeit, macht immerhin einen Anstandsbesuch. Und sie erzählen den jungen Eltern eine himmlische Botschaft. Das Kind ist der Retter der Welt. Ein König. Ja, Gott selber. Und in dem Moment, steht die Welt Kopf. Der König der Könige im dreckigen Stall, statt im noblen Palast. Ein unscheinbares Begrüssungskomitee die einzige Aufwartung. Ganz zuunterst in der Gesellschaftsordnung; dort begegnet Gott als unscheinbares Baby den Menschen. Dort kommt Licht ins Dunkel. Ein Hoffnungsschimmer strahlt auf. Für die Menschen, die keine Hoffnung mehr haben.

 

Nicht für die gute Stube

Weihnachten, ja Weihnachten ist nicht wirklich ein Fest für die gute Stube. Weihnachten ist ein Fest für alle, die nicht weiter wissen. Für alle, deren Welt Kopf steht. Eine Erinnerung für alle, die keine Hoffnung mehr haben. Ein Fest, für alle, die am Rand unserer Gesellschaft stehen. In dieser Nacht küsst der Himmel die Erde. In einem schäbigen Stall, in einer umfunktionierten Futterkrippe.

Vielleicht hilft gerade Corona, Weihnachten von all dem zu befreien, was Weihnachten verfälscht. Weihnachten muss Kopf stehen, muss unsere Ordnung und Gewohnheit durcheinanderbringen. Denn Weihnachten ist unerhört, ist wider jede Logik. Gott macht sich klein und unscheinbar. Seine Liebe zu uns Menschen wird darin sichtbar, dass er sich an uns verschenkt.

Vielleicht sind wir in diesem Jahr, wo alles Kopf steht, Weihnachten näher, als wir es jemals waren.

 

Übrigens: Am 24. Dezember geht das letzte Türchen im grossen Adventskalender in der Pfarrkirche Schwyz auf, mit der Geschichte von Simea, die Weihnachten ganz anders erlebt hat als sie es erwartete. Die Geschichte kann hier online gehört und geschaut werden.

PS: Die coole Foto habe ich bei www.jbw-immobilien.de gefunden.