Buchcover: Das Recht des Kindes auf ReligionIch bin auf das Buch „Das Recht des Kindes auf Religion“ des Religionspädagogen Friedrich Schweitzer gestossen. In loser Folge werde ich hier einige Themen des Buches aufgreifen.

Schweitzer beginnt das Buch mit der Frage, ob Kinder von religiöser Erziehung profitieren. Oder ist religiöse Erziehung nicht längst überflüssig geworden, sozusagen ein alter Hut, den niemand mehr braucht? (S19)
Er nennt dann sieben Perspektiven, wie Kinder von religiöser Erziehung profitieren. Zwei davon möchte ich hier nennen:

  • Religiöse Erziehung fördert die Widerstandskraft (Resilienz) in schwierigen Situationen:
    In der Resilienzforschung geht man der Frage nach, warum Kinder mit schwierigen Situationen unterschiedlich umgehen. Während die einen unter einer Situation (Scheidung der Eltern, Krankheit, Tod eines nahen Verwandten, etc.) fast zerbrechen, scheinen andere ohne grosse Schwierigkeiten damit umzugehen. Ja, sie erwecken beinahe den Eindruck, gestärkt aus der Situation herauszugehen.
    Die Pädagogik beschäftigt sich mit der Frage, wie diese Widerstandskraft in den Kindern gestärkt werden kann. Ein wichtiger Faktor ist, dass das Kind eine verlässliche Bezugsperson hat. Ein Elternteil, ein Verwandter, eine Lehrperson oder sonst jemand aus dem Umfeld des Kindes, die verlässlich für das Kind da ist. Schweitzer weist nun auf ein Ergebnis der amerikanischen Resilienzforscherin Amy Werner hin. Sie hat beobachtet, dass religiöse Überzeugungen auch ein Schutzfaktor für Kinder sind. Glaube, Rituale und Werte geben Stabilität, sie vermitteln Sinn und Bedeutung, und den Glauben, dass sich trotz Not und Schmerz die Dinge am Ende richten werden. (S 21)
  • Religiöse Erziehung kann Kindern zu Ich-Stärke verhelfen:
    Ein gesundes Selbstbewusstsein und religiöse Erziehung werden nicht oft in Zusammenhang gebracht. Im Gegenteil erlebten viele Menschen in der Vergangenheit, dass die Religion zur Unterwürfigkeit missbraucht wurde.
    Im Zentrum der Biblischen Botschaft steht die bedingungslose Liebe Gottes für uns Menschen. Kinder dürfen erfahren, dass sie im Glauben von Gott bedingungslos anerkannt sind. Bei Gott zählt nicht die Leistung und auch nicht das Versagen. Gott liebt jeden Menschen, weil er ihn erschaffen hat.
    Nur dort wo das Kind von anderen wertgeschätzt wird, kann sich ein gesundes Ich herausbilden. In der Anerkennung durch Gott gewinnt die vom Menschen vermittelte Wertschätzung eine weitreichende Grundlage auf welche sich ein Kind beziehen kann, wenn die menschliche Anerkennung ausbleibt. (S 23)

Wir sehen, wie der Glaube und religiöse Erziehung für das Kind weit über den Glauben hinaus förderlich ist und die Entwicklung des Kindes unterstützt. Es muss aber gesagt sein, dass dies nur der Fall ist, wenn Glaube und Religion befreiend und nicht einengend sind. Bleiben wir beim Evangelium der Bibel, der Guten Nachricht, dass Gott die Menschen bedingungslos liebt, dass Gott den Menschen in Jesus entgegen kommt und durch das Kreuz Versöhnung für alle geschaffen hat. Damit bleiben wir auf der gesunden und befreienden Seite des Glaubens.